Neokolonialismus: Was White Supremacy mit dem Klimawandel zu tun hat

August 3, 2020

Den ganzen Beitrag gibt’s auf Viertel \ Vor.

Unser Instagram am 2.Juni war schwarz: #blacklivesmatter und #blackouttuesday sind viral gegangen und haben eindrucksvoll für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. People Of Color und Schwarze sind müde: Die Ermordung George Floyds durch die Polizei in den USA vergangene Woche war kein Einzelfall, sondern ein Teil systematischer Gewalt gegen Schwarze, wie es sie seit Jahren und Jahrzehnten gibt. Auch wenn sich das erstmal anhört, als wären wir nicht direkt von diesem Diskurs betroffen, ist auch der Rassismus in der US-amerikanischen Polizei nur ein Symptom von einem weltweiten Phänomen. Nur, was hat das mit der Nachhaltigkeitsdebatte zu tun? Einiges. Denn ob wir wollen oder nicht, alles, was wir tun, operiert in dem System von White Supremacy: Strukturelle weiße Vorherrschaft.

Koloniale Vergangenheit

Rassismen haben über die koloniale Vergangenheit hinaus überdauert. Kolonialismus – diese Ära, in der viele Länder des globalen Südens, aber insbesondere Afrika, unter europäischen Imperien – hauptsächlich Großbritannien und Frankreich, aber auch Portugal und Deutschland – aufgeteilt wurde. Menschen und Kontinent wurden dann ausgebeutet, um sich die Ressourcen desselben zu eigen zu machen.

Dabei geht der erste Völkermord im zwanzigsten Jahrhundert auf die Deutschen zurück: Die Herero und Nama im damaligen Deutsch-Westafrika und heutigem Namibia, wurden brutal und systematisch hingerichtet. Die deutschen Kolonialherren fühlten sich ihnen überlegen, behandelten sie auch so.

Hören wir davon in der Schule? Wenig bis keine Worte. Dabei ist Deutschlands koloniale Vergangenheit genauso existent, wie die britische oder französische, wenn auch kürzer. Denn Deutschland musste nach dem verlorenen ersten Weltkrieg die Kolonien an Großbritannien abgeben.

Der rassistische Dualismus aus die Guten und Zivilisierten und die Schlechten und Unzivilisierten aus diesen Zeiten ist noch immer präsent. Und er äußert sich auch in den wirtschaftlichen Seiten unserer derzeitigen Welt. Insbesondere Strukturen der internationalen Agrarwirtschaft sind noch immer rassistisch geprägt, wenn auch in anderer Ausführung. Neokolonialismus wird das genannt: Geopolitisches Taktieren um Einfluss und Ressourcen und implizite Abhängigkeiten statt offener Gewalt.

Handelsbeziehungen zwischen Europa und Afrika

Afrika, der Kontinent, der eine enorme Zahl natürlicher Ressourcen besitzt. Und dennoch ist er ökonomisch gesehen arm – in der Wissenschaft heißt das Paradox of Plenty: Afrika besitzt 42 Prozent des weltweiten Bauxits, 38 Prozent des Urans, über 40 Prozent des weltweiten Gold-Aufkommens, 73 Prozent des Platins und 88 Prozent der Diamanten. Trotzdem haben über vierzig Prozent der Bevölkerung Subsahara-Afrikas weniger Geld am Tag zur Verfügung, als was 1.90 Dollar in den USA wert ist. (Carmody 2016, S. 1).

Die Europäische Union ist einer der wichtigsten Handelspartner für afrikanische Länder. Und wie die USA und auch China hat Europa ein riesiges Interesse an eben jenen Ressourcen – und nutzt die Armut der Staaten aus, um an sie heranzukommen. Das politische Abkommen, das der EU dazu verhilft, sind die EPAs, die European Partnership Agreements zwischen der EU und Clustern aus afrikanischen Ländern. Die EU reagiert damit auf die wachsende Präsenz Chinas in afrikanischen Ländern, die schon länger liberale Handelsbeziehungen führen. Die EU möchte das auch: Ein wichtiger Handelspartner Afrikas bleiben. Unter den Stichworten Reziprozität, also Gegenseitigkeit und nachhaltiger Entwicklung wurden die EPAs ausgehandelt.

Total: