Zwischen Klimawandel und perfekten Bedingungen: Ein Besuch bei Bio-Baumwolle-Vorbild BioRe in Tansania

August 3, 2020

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Im Jeep in die Serengeti

„Es gibt genug Stoff aus Bio-Baumwolle auf dem Markt, er wird nur nicht gekauft“, erklärt Christa Suter, Geschäftsführerin der BioRe-Stiftung. „Viele Kleidungsfirmen sagen, dass sie gern nachhaltiger produzieren würden, aber nicht genug Unternehmen Biobaumwolle produzieren. Das stimmt nicht. Es ist viel Biobaumwolle verfügbar – dass sie oft nicht gekauft wird, ist natürlich hauptsächlich eine Preisfrage“.

Vier Stunden sind wir diesen Morgen aus der tansanischen Stadt Mwanza am berühmten Viktoriasee nach Meatu gefahren. Eine Provinz, die so klein ist, dass wir sie nicht einmal mit Google Maps finden können, gelegen in der südlichen Serengeti, einem der bekanntesten Nationalparks der Welt. „Manchmal sehen wir Elefanten auf der Suche nach Wasser, wenn wir abends spazieren gehen“, sagt Christa. Sie lächelt.

Aber wo, bitte, finden die Elefanten hier Wasser? Nach der magenaufreibenden Fahrt über Sand- und Schotterpisten sehen wir beim Aussteigen aus, wie um vierzig Jahre gealtert: Der Staub hat die Haare grau gefärbt. Außer stacheligen Büschen, Akazien und Affenbrotbäumen gibt’s weit und breit keine Flora. Eine karge Landschaft – aber auch eine der schönsten und eindrucksvollsten, die wir je gesehen haben. Und hier, im absoluten Niemandsland, sollen Elefanten Wasser finden – und soll sogar auch Baumwolle wachsen?

Bio-Baumwolle trotz Trockenzeit

„Es ist Anfang September, hier ist gerade Trockenzeit“, erklärt Christa, als wir unter einem gemütlichen Dach des BioRe-Centers im Schatten sitzen, um uns vor der heißen Sonne zu verstecken. „Wir haben noch einen zweiten Standort in Indien. Dort haben wir etwa 3000 Farmer, hier sind es um die 2000. Wir können so das ganze Jahr über versetzt anbauen und ernten“. Seit Jahrzehnten ist Christa Teil von BioRe, einer Firma, die zum Schweizer Textilunternehmen Remei gehört. Die Firma wurde 1983 von Baumwoll-Pionier Patrick Hohmann aufgebaut, der sich bei seiner Arbeit schon früh für umfassende Transparenz einsetze. Das reichte ihm aber nicht: 1991 gründete er BioRe in Indien; Tansania folgte 1994. Diese beiden Standorte sorgen nun seit fast fünfundzwanzig Jahren für einwandfreie Bio-Baumwolle. „Eigentlich ganz einfach“, sagt Christa, „BioRe sorgt für die Ernte und Remei für den Markt“. Das Konzept funktioniert: Marktriesen wie die Galeries Lafayette, Gerry Weber, Mammut und auch Einhorn sind Kunden von Remei.

„Organic Cotton – was heißt das für euch?“, wollen wir von Christa wissen. „Natürlich bauen wir ohne Chemikalien an. Wir spritzen nie“, erklärt sie. „Wer spritzt, tötet auch nützliche Insekten und muss immer weitermachen: Ein Teufelskreis.“ Wenn Unternehmen sich wirklich die Zeit nehmen, sich mit der Pflanze auseinanderzusetzen, merken sie: Man kann Sonnenblumen zwischen die Baumwolle pflanzen, die fangen dann viele der Schädlinge ab. Auch natürliche Duftstoffe können Ungeziefer anziehen, diese verenden dann in Molassefallen. „Mit unserem Ansatz erhalten wir uns auch die Nützlinge und Vögel. Und schaffen es, in der Natur eine Balance zu halten – dann kommen erst gar nicht so viele Schädlinge. Das geht bei rein chemischen Monokulturen nicht mehr. Ein ausgewogener Organismus muss präventiv agieren können. In Indien sah ich ein Vogelnest in einer unserer Bio-Baumwollpflanzen”. Mehr Bio geht wirklich nicht.

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