Mit Tradition gegen die Großkonzerne: zu Besuch beim Andalusischen Saatgut-Netzwerk

November 7, 2023

„Es gibt einige Probleme mit herkömmlichem Saatgut“, erklärt Juanjo Soriano vom Andalusischen Saatgutnetzwerk Red Andaluza de Semillas (RAS). „Das meiste Saatgut der industriellen Landwirtschaft benötigt im Anbau Unmengen von Wasser und Chemikalien. Die entstehenden Pflanzen sind auch kaum resistent gegen Schädlinge und Krankheiten. Und das sind nur die Aspekte direkt auf dem Feld, es geht aber noch um viel mehr“. Die zahlreichen Herausforderungen der konventionellen Landwirtschaft zeigen sich also bereits in ihrem kleinsten Element: bei den Samen. Deshalb treffen wir Juanjo, der uns zeigt und erklärt, wie die Landwirtschaft mit einem Umdenken beim Saatgut nicht nur klimaresistenter werden kann, sondern auch ausbeuterischen Großkonzernen etwas entgegensetzt.

Es ist Mitte September und noch gut 30 Grad heiß, als wir Juanjo im Büro des Netzwerks, das sie gemeinsam mit den Ecologistas en Acción teilen, am Stadtrand von Sevilla treffen. Man könnte sich keinen passenderen Ort für die Arbeit des Netzwerks vorstellen als dort, zwischen kleinen Gärten, einem Stall mit Ziegen und Hühnern gelegen. Eine alte und wirklich kuschelige andalusische Hütehündin überwacht alles genau. Auch in dem Büro des Netzwerks erkennt man direkt, woran sie arbeiten. Eine Gruppe aus mehreren Freiwilligen sortiert Samen, füllt sie in Gläser oder Briefumschläge, um sie zu versenden.

Der Saatgutaustausch ist eine der Kernaufgaben des RAS. „Es sind jährlich immer unterschiedlich viele Landwirt:innen, die an dem Austausch teilnehmen“, erklärt Juanjo, der eigentlich Biologe ist. Seit der Gründung des RAS im Jahr 2003 waren es aber über tausend verschiedene Farmer:innen. Das Prinzip ist einfach: Es geht um einen Erhalt traditionellen Saatguts auf der Grundlage eines dynamischen und gemeinschaftsbasierten Systems, bei dem alle von der Arbeit aller profitieren. Denn im Gegensatz zu Saatgut aus der industriellen Landwirtschaft fördert das traditionelle lokale Strukturen. Gleichzeitig profitiert es von langjährigem Wissen der Community und kann auf Klimaveränderungen besser reagieren.

Und dass es eine Veränderung braucht, ist offensichtlich. Juanjo beginnt, von einer Obstfarmerin zu erzählen, die in ihrem Garten eigentlich optimale Voraussetzungen hatte – bis das Wasser durch einen Neubau eines Nachbarn wegblieb. Nun sucht sie nach Saatgut, das weniger Wasser benötigt. Ihr Schicksal könnte bald noch mehr Menschen in Andalusien treffen – nur aus einem anderen Grund. So berichtet reuters im August dieses Jahres zum Beispiel, dass die größte permanente Lagune im Doñana-Nationalpark das zweite Jahr in Folge komplett trocken blieb. Die Auswirkungen des Klimawandels rücken näher.

Den ganzen Artikel zum Nachlesen gibt es hier.

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